Vitamin D kann den Schweregrad der Herzinsuffizienz reduzieren

Eine neue klinische Studie, deren Ergebnisse im „Pakistan Journal of Medical Sciences“ veröffentlicht wurden, belegt, dass Vitamin D zu einer Verbesserung des Schweregrades der Herzinsuffizienz (HF: heart failure) beitragen kann.

Unter HF (Herzinsuffizienz) versteht man einen Zustand, bei dem das Herz nicht ausreichend Blut durch den Körper pumpen kann. Dies führt zu einer verminderten Lebensqualität durch allgemeine Schwäche, Muskelschwäche, Kurzatmigkeit und u. U. zum Tod.
In Europa sind mehr als 10 Millionen Menschen von der HF (Herzinsuffizienz) betroffen. Trotz Fortschritten in der Forschung und des besseren Verständnisses der Krankheit sind die Prognosen für die Patienten bescheiden: Die Überlebenswahrscheinlichkeit für die nächsten fünf Jahre nach der Diagnose beträgt lediglich 35%.

Die Forscher haben sich dem Zusammenhang zwischen HF und Vitamin D zugewandt, weil die HF-Patienten in der Regel niedrigere Vitamin-D-Spiegel aufweisen als gesunde Menschen.
Darüber hinaus kann bei einem schlechten Vitamin-D-Status Muskelschwäche auftreten, ein Symptom, unter dem die HF-Patienten wohl am meisten leiden.

Als Basis für die klinische Studie diente eine zuvor veröffentlichte Untersuchung, im Laufe derer der positive Effekt von Vitamin-D-Gaben auf den Schweregrad der HF (Herzinsuffizienz) festgestellt wurde (Can Vitamin D Supplementation Improve the Severity of Congestive Heart Failure? Congest Heart Fail. 2013 Mar 21. doi: 10.1111/chf.12026. Amin A, Minaee S, Chitsazan M, Naderi N, Taghavi S, Ardeshiri M. Department of Heart Failure and Transplantation, Fellowship in Heart Failure & Transplantation, Rajaei Cardiovascular, Medical and Research Center, Tehran University of Medical Sciences, Tehran, Iran.)

Um die Ergebnisse dieser Untersuchung zu überprüfen, haben die Wissenschaftler eine neue klinische Studie durchgeführt. Die Untersuchung umfasste 45 Patienten mit HF (Herzinsuffizienz), die keine Anzeichen der Verbesserung der physischen Leistungsfähigkeit trotz Einnahme von Medikamenten zeigten. Alle Patienten hatten einen Vitamin-D-Spiegel unterhalb von 30 ng/ml.

Die Patienten erhielten zusätzlich zu ihrer Medikation 200.000 IE Vitamin D wöchentlich für eine Dauer von 12 Wochen. Der Effekt der Vitamin-D-Behandlung wurde mithilfe der 6-Minuten-Gehdistanz und der Messung des Pro-BNP-Spiegels gemessen.
Bei dem 6-Minuten-Gehtest wird die Strecke gemessen, die eine Person innerhalb von 6 Minuten auf einem harten, ebenen Untergrund zurücklegen kann und dient dem Feststellen der physischen Fitness.
Pro-BNP gehört zu den Stoffen, die im Herzen bei grosser Anstrengung hergestellt werden. Somit sind sie ein Indikator für den Schweregrad der HF (Herzinsuffizienz).

Im Laufe der Studie wurden folgende Ergebnisse gewonnen: Der durchschnittliche Vitamin-D-Spiegel erhöhte sich im Laufe der Studie signifikant von 16,59 ng/ml an Anfange der Untersuchung auf 31,97 ng/ml nach 12 Wochen (p < 0,0005). Die durchschnittliche 6-Minuten-Gehdistanz stieg ebenfalls signifikant an, von 245 Metern auf 288 (p = 0,0008).
Der durchschnittliche pro-BNP-Spiegel sank von 1024 auf 149.

Auf der Basis dieser Ergebnisse kamen die Forscher zu folgendem Schluss: „Vitamin D hat den Schweregrad der HF reduziert, was man sowohl an den besseren pro-BNP-Werten als auch an dem signifikanten Anstieg der 6-Minuten-Gehdistanz sehen kann.“

Diese Ergebnisse schenken den HF-Patienten Hoffnung, dass sie ihre Gesundheit und physische Fitness mithilfe einer einfachen und erschwinglichen Behandlung mit Vitamin D verbessern können. Die Tatsache, dass diese Ergebnisse im Rahmen einer klinischen Studie gewonnen wurden, bringt einige Vorteile mit sich. Zu einem hat die Studie einen kausalen (Ursache) Zusammenhang zwischen Vitamin D und HF (Herzinsuffizienz) festgestellt. Das heisst, dass Vitamin-D-Gaben den Schweregrad der HF signifikant verbessert haben. Das ist ein grosser Unterschied zu den Studien, die lediglich einen Zusammenhang zweier Faktoren untersuchen.

Ausserdem hatten alle Teilnehmer am Anfang der Studie einen Vitamin-D-Mangel und bekamen entsprechende Mengen Vitamin D, um ihren Spiegel signifikant zu erhöhen. Das erlaubt den Forschern, die Wirkung des Vitamins D genauer zu untersuchen, verglichen mit einer Studie, bei der die Patienten bereits über normale Vitamin-D-Konzentrationen verfügen.

Nichtsdestotrotz muss man auch das kleine Manko der Studie erwähnen: Das Fehlen der Kontrollgruppe.
Leider beinhaltet die Untersuchung keine Gruppe, die kein Vitamin D erhielt. Ohne diese Kontrolle können Placebo-Effekte nicht mitberücksichtigt werden. Es kommt bekanntlich vor, dass die positive Auswirkung einer Untersuchung nicht durch die Substanz bzw. die Behandlung selbst, sondern durch den Glauben an deren Wirkung zustande kommt. Darüber hinaus ist die Anzahl der Teilnehmer relativ klein.

Als nächster Schritt ist eine randomisierte Studie mit einer Kontrollgruppe notwendig, um die Vorteile von Vitamin D bei HF weiter zu untersuchen. Wir werden künftig berichten.

Quelle:

Babar MZM, Haider SS, Mustafa G. Effects of Vitamin D supplementation on physical activity of patients with Heart Failure. Pak J Med Sci. 2016.